Winter 2018/2019:
Es gibt Neues zum Pflanzensterben im
Bingenheimer Ried:
Ich habe weiter zum Wasser des Pfaffensees recherchiert. Das HLNUG
hat mir weitere Untersuchungsergebnisse zur Verfügung gestellt.
Herr Häckl vom HLNUG machte mich auf extrem hohe Härtegrade
aufmerksam. Er schrieb:
„Nach meiner Auffassung
scheint zwar keine Schädigung durch toxische Verbindungen
vorzuliegen. Jedoch ist die Härte dieses Wassers so
außerordentlich hoch, dass von einer direkten Schädigung des
Bingenheimer Riedes durch diese härtebildenden Substanzen
ausgegangen werden muss.“
und weiter
"Die Werte
für Calcium, Magnesium und Sulfat sind im Pfaffensee extrem hoch
(siehe Tabelle, mit Ergänzung durch °dH, im Vergleich zu den anderen
Braunkohlerestseen der Wetterau), was dann zu dieser extremen Härte
des Wassers von ca. 65 °dH führt. Bereits bei einem Wert ab 21,3°dH
spricht man von “sehr hartem Wasser“.
Prof. Dr. Oehlmann
(Goethe-Universität, Abteilung Ökotoxikologie) schrieb zu den
Untersuchungsergebnissen des Pfaffenseewassers:
"Der
See weist - typisch für sehr nährstoffreiche Seen entsprechender
Tiefe - eine ausgeprägte Schichtung der Wassersäule mit einer
Sprungschicht bei etwa 4 m auf: Im warmen Oberflächenwasser sind
hohe Algendichten und in der Folge teilweise starke
Sauerstoffübersättigungen zu finden, der Nährstoffgehalt ist
aufgrund des starken Algenwachstums relativ gering. Unterhalb der
Sprungschicht im kalten Tiefenwasser fehlt dagegen der Sauerstoff
komplett, die Nährstoffgehalte (Phosphor und Stickstoff) sind
außerordentlich hoch, darunter auch das für Tiere giftige Ammonium.
Am 26.9.2017 wurden vergleichsweise
hohe Gehalte an Cyano-Chlorophyll ermittelt. Dies deutet auf eine
hohe Konzentration von Blaualgen
(Cyanobakterien) hin, die giftige Stoffe (Cyanotoxine) abgeben
können. Dies ist jedoch in erster Linie für tierische Organismen ein
Problem und kann nicht das Pflanzensterben verursachen.
Zu den Schwermetallen: Lediglich die
Konzentrationen von Chrom (bis zu 9,8 µg/L;
Hintergrundkonzentrationen für Oberflächengewässer ist < 2 µg/L) und
Nickel (bis zu 20 µg/L; Hintergrund < 5 µg/L) sind leicht erhöht,
allerdings noch immer so niedrig, dass dies keine Erklärung für das
Pflanzensterben ist.
Auf Basis der vorliegenden Analyseergebnisse deutet zunächst nichts
auf eine stoffliche Ursache für das Pflanzensterben hin.
und weiter
„Herr
Häckl wies auf die mögliche Bedeutung der hohen Wasserhärte im
Pfaffensee als mögliche Ursache hin. Ich kann ihm da nur
beipflichten. Das
Wasser im See weist sehr hohe Calcium- und Magnesium-Konzentrationen
auf (entspricht mehr als 40° deutscher Härte), so dass die
bestenfalls an mittelhartes Wasser angepassten Pflanzen im
Bingenheimer Ried in Mitleidenschaft gezogen werden können, wenn
dieses sehr harte Wasser aus dem
See in das Ried
eingetragen wird.“
Ich möchte mich hier ganz
herzlich für die Hilfe durch Herrn Häckl und Herrn Prof. Dr.
Oehlmann bedanken.
Meines Wissens wurde das Wasser im Bingenheimer Ried nicht direkt
untersucht. Wie schädlich das Wasser für die Pflanzen im Ried ist,
hängt davon ab, wie schnell es sich verdünnt. Dies ist sicher von
Jahr zu Jahr verschieden. Im Winter 2017/2018 war der Anteil des
Pfaffenseewassers sicher besonders hoch. Wie das seit dem Jahr 2014
war, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Ich hoffe, dass sich die
Naturschutzbehörden und die ehrenamtlichen Betreuer jetzt endlich
intensiver mit den Problemen, die das Pfaffenseewasser für das
Bingenheimer Ried mit sich bringt, beschäftigen.
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Im Januar 2018 war,
unbemerkt von den Verantwortlichen, der Überlauf am Pfaffensee
einige Wochen verstopft (Bild links vom 30.1.2018). Das Wasser stieg
geschätzte 25cm über den Überlauf. Das Bild rechts (3.3.2017) zeigt
den Wasserstand bei normalem Überlauf. Nachdem die Verstopfung
beseitigt wurde, schoßen circa 5000 Kubikmeter Wasser des
Pfaffensees, dass von einer Diplomchemikerin als heftige Salzbrühe
bezeichnet wurde, durch das Überlaufrohr in das Bingenheimer Ried.
Das Pflanzensterben im Bingenheimer Ried verstärkte sich im Jahr
2018 wieder, wie die folgenden Bilder aus vier Jahren
deutlich zeigen. |